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Umgang mit der Diagnose

Anregungen für Eltern zum Umgang mit der Diagnose Autismus-Spektrum-Störung (ASS) 

Zeit nehmen, Diagnose annehmen  

Die Diagnose einer Autismus-Spektrum-Störung kann sich zunächst wie ein schwerer Einschnitt im Leben der Eltern anfühlen. Manche Eltern empfinden die Diagnose jedoch auch als Entlastung, da sie Klarheit bringt und eine gezielte Planung passender Therapie- und Unterstützungsangebote ermöglicht.  

Nehmen Sie sich Zeit, sich dem Thema ASS anzunähern, tauschen Sie sich mit anderen Betroffenen aus und treten Sie mit Fachleuten in Kontakt, um ein weiteres Vorgehen zu besprechen. Hilfreiche Kontaktstellen und Informationsangebote finden Sie hier.  

Sorgen Sie auch für sich selbst. Gefühle wie Unsicherheit, Überforderung und Traurigkeit gehören zum normalen Prozess der Verarbeitung dazu. Lassen Sie auch diese Emotionen zu und nehmen Sie sich die Zeit, die sie brauchen, um die Diagnose anzunehmen. Nehmen Sie bei Bedarf auch professionelle psychologische Unterstützungsangebote wahr.  

Kinder sind häufig sehr feinfühlig. Machen Sie sich bewusst, dass ihr Kind ihre Emotionen ebenfalls spüren und wahrnehmen kann. Gerade jetzt ist es besonders auf Ihre Liebe, Zuwendung und Unterstützung angewiesen.  

Auseinandersetzung mit dem Thema Autismus-Spektrum-Störungen. 

Austausch mit Fachleuten und anderen Betroffenen. 

Gefühle zulassen, Selbstfürsorge. 

Schenken Sie Ihrem Kind gerade jetzt die Liebe, Zuwendung und Unterstützung, die es braucht. 


Das Kind verstehen lernen  

Eine Diagnose erlaubt es Ihnen, das eigene Kind besser zu verstehen und sein Verhalten besser einzuordnen. Die Auseinandersetzung mit Autismus-Spektrum-Störungen hilft Ihnen zu verstehen, wie sich die Entwicklung autistischer Kinder von der Entwicklung neurotypischer Kinder unterscheidet und wie sich diese Unterschiede auf das Verhalten des Kindes auswirken können.  

Die Umgebung umgestalten und anpassen

Wenn Sie sich genauer mit ihrem Kind und seinen individuellen, spezifischen Verhaltensweisen auseinandersetzen, lernen Sie zu verstehen, in welchen Situationen sich ihr Kind wohlfühlt, und in welchen Situationen es überfordert ist. 

Aufgrund der besonderen Wahrnehmung autistischer Kinder kann es schnell zu Irritationen oder einer Reizüberflutung kommen. Unterstützen Sie ihr Kind, indem Sie ihr Wohnumfeld so gestalten, dass es fixe Orientierungspunkte und Strukturen bietet und überfordernde Reize vermieden werden. 

Beispiele: 

Das soziale Umfeld aufklären und einbeziehen 

Überlegen Sie, inwieweit Sie ihr soziales Umfeld über die Diagnose und die individuellen Auswirkungen informieren möchten. Je besser Ihr Umfeld aufgeklärt ist, desto besser lassen sich Missverständnisse und Vorurteile vermeiden. Weiterhin ermöglicht es Ihnen, Ihren Unterstützungsbedarf besser zu kommunizieren.  

Beziehen Sie auch Geschwisterkinder mit ein. Erklären Sie, was eine ASS ist und welche Unterschiede in der Wahrnehmung und im Verhalten damit verbunden sind. Unter folgendem Link erhalten Sie weitere Informationen zur Aufklärung von Geschwistern: https://www.autismus.de/fileadmin/WAS_IST_AUTISMUS/Themenspezifische_Flyer/Information_fuer_Geschwister.pdf 

Darüber hinaus sollten auch Erzieher und Erzieherinnen sowie Lehrer und Lehrerinnen frühzeitig über die Diagnose aufgeklärt werden, um das Kind zielgerichtet fördern zu können. In vielen Bundesländern gibt es besondere Beratungsangebote für Lehrkräfte, z.B. die Autismus-Kompetenzzentren in Bayern und die Fachberatung Autismus in Nordrhein-Westfalen. Hier bekommen Schulen wichtige Informationen. Auch Mitschüler sollten über die Erkrankung und die damit verbundenen Besonderheiten informiert werden, um eine erfolgreiche Teilnahme des Kindes am Unterricht sowie eine erfolgreiche Interaktion der Kinder untereinander zu ermöglichen. In der Broschüre der Julius-Maximilians-Universität Würzburg finden Sie weitere Informationen und Materialien zur Aufklärung/zum Umgang mit ASS im KiTa-/Schulkontext: 

https://www.uni-wuerzburg.de/fileadmin/06000060/03_Lehrerbildung_an_der_PSE/Inkl_SiKri/Broschuere_kjp_autismus15f.pdf

In dieser Broschüre finden Sie exemplarische Informationen und Materialien speziell für Lehrer: 

https://www.uni-wuerzburg.de/fileadmin/06000060/03_Lehrerbildung_an_der_PSE/Inkl_SiKri/Broschuere_Autismus_WS_15-16.pdf

Geeignete Therapiemöglichkeiten suchen

Informieren Sie sich, welche Therapiemöglichkeiten es gibt, um Kinder mit ASS in ihrer Entwicklung zu fördern. Hier finden Sie eine Übersicht an spezifischen und unspezifischen Therapieverfahren, die ihrem Kind helfen, soziale und kommunikative Fähigkeiten zu verbessern und mehr Selbständigkeit zu erlangen. Jedes Kind ist individuell, daher ist es sinnvoll eine Form der Therapie zu wählen, die zu den Bedürfnissen ihres Kindes passt. Achten Sie jedoch darauf, dass die Wirksamkeit des Therapieansatzes wissenschaftlich belegt ist (mehr unter Evidenzbasierte Interventionen). Suchen Sie daher den Kontakt zu Beratungsstellen und Fachleuten um die richtige Wahl zu treffen. Hilfreiche Anlauf- und Kontaktstellen finden Sie hier.  

Unterstützungsangebote beantragen 

Wurde eine Autismus-Spektrum-Störung nach den Kriterien der ICD-10 (mehr unter Diagnostik) diagnostiziert, haben Betroffene bzw. deren Angehörige die Möglichkeit bei Bedarf verschiedene Leistungen zu beantragen, wie z.B.: 

  • Grad der Behinderung (GdB) Schwerbehinderten Ausweis 
  • Pflegegrad 
  • Unterstützungsangebote im Alltag 
  • Schulbegleitung 

Weitere Informationen zu sozial-rechtlichen Unterstützungsmöglichkeiten finden Sie hier.